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«Wir freuen uns auf eine bunte Mischung von Menschen!»

In unmittelbarer Nähe zum ewl Areal wird derzeit das Projekt Industriestrassenareal realisiert. Wer aber sind unsere Nachbarn – und welche Ziele und Visionen verfolgen sie mit ihrem Bauprojekt? Nadja Bürgi, Geschäftsleiterin der Kooperation Industriestrasse Luzern, nahm sich Zeit für unsere Fragen.

Im Hintergrund schleppt sich ein Bagger über den schlammigen und mit kleineren und grösseren Geröllbrocken gespickten Boden. Vorne zischt es, Funken springen in alle Richtungen davon und gleisend helles Licht fährt langsam über eine Schweissnaht. Keine Frage: Hier wird gebaut.

Das Projekt Industriestrassenareal soll bis 2027 realisiert werden. Fünf Luzerner Wohnbaugenossenschaften haben sich zu diesem Zweck zur Kooperation Industriestrasse zusammengeschlossen. Direkt neben der Baustelle treffen wir Nadja Bürgi, Geschäftsleiterin der Kooperation Industriestrasse Luzern (KIL).

Nadia Bürgi, könnten Sie das Industriestrassenareal-Projekt für uns beschreiben?
Nadja Bürgi:
Das Industriestrassen-Projekt ist eine einzigartige Kooperation von fünf Genossenschaften. Geplant sind 14 Häuser, davon vier Bestandsbauten, mit insgesamt 151 Wohnungen. Das Erdgeschoss ist ausschliesslich für Gewerbe vorgesehen. Am Anfang des Projekts stand eine Volksabstimmung aus dem Jahr 2012, die das Bedürfnis nach bezahlbarem Wohnraum in der Stadt Luzern verdeutlichte. Unser Ziel ist es, in Zeiten steigender Mieten bezahlbaren Wohnraum anzubieten und den Menschen den Verbleib in der Stadt zu ermöglichen.

Wo steht das Projekt aktuell?
Bürgi:
Der Baustart erfolgte im vergangenen November. Anfangs Dezember fand der symbolische Spatenstich statt, zu dem wir unter anderem auch alle Nachbarn eingeladen haben. Im Februar dieses Jahres begannen wir dann mit dem Einbringen der Spundwände zur Sicherung der Baugrube.

Welches sind die nächsten Meilensteine für das Projekt?
Bürgi:
Aus baulicher Sicht sind das sicherlich der bevorstehende Aushub und der Rohbau. Darüber hinaus richten wir unseren Fokus verstärkt auf die Kommunikation. In dieser Phase des Projekts ist es enorm wichtig, dass wir unser Vorhaben nach aussen tragen und die Bevölkerung verstärkt auf unser besonderes Projekt aufmerksam machen.

Wie wird diese Kommunikationsoffensive aussehen?
Bürgi:
Ein Beispiel ist die Bespielung der Absperrgitter rund um die Baustelle. Diese sollen in den nächsten Monaten mit Textbausteinen und künstlerischen Elementen gestaltet werden. Zusätzlich haben wir eine Projektwebseite eingerichtet, auf der potenzielle zukünftige Bewohner Informationen über die entstehenden Wohnungen und die fünf Genossenschaften finden können.

Wer soll und wird künftig auf dem Industriestrassenareal leben und arbeiten?
Bürgi:
Die Bewohnerschaft des Industriestrassenareals sollte bereit sein, sich auf eine dichte und lebendige Umgebung einzulassen, die auch eine gewisse Nähe mit sich bringt. Wir sind uns bewusst, dass eine solche Wohnsituation nicht für jeden ideal ist, und suchen daher nach Bewohnerinnen und Bewohner, die diese Dynamik schätzen und akzeptieren können. Wir streben einen vielfältigen Wohnungsmix an, der von Familien über ältere Menschen bis hin zu Grosswohngemeinschaften reicht. Zusätzlich legen wir Wert darauf, eine Bewohnerschaft zu finden, die aktiv am Leben im Quartier teilnehmen möchte, mitdenkt und mitgestaltet.

In welchen Bereichen könnten Bewohnerinnen und Bewohner das Quartier mitgestalten?
Bürgi:
Eine Möglichkeit liegt in der Gestaltung der Aussenräume. Ein Teil dieser Räume wird bewusst nicht vollständig fertiggestellt, sondern gemeinschaftlich mit den Bewohnenden entwickelt. Darüber hinaus gibt es weitere Bereiche, in denen gemeinschaftliche Projekte umgesetzt werden können.

Wie ist das Gefühl, jetzt, da das Projekt konkreter wird und die Bauphase begonnen hat?
Bürgi:
Die (Vor-)Freude ist definitiv spürbar. Nach all der langen Planungszeit sind die Genossenschaften glücklich darüber, dass die Umsetzung nun begonnen hat. Gleichzeitig rücken nun auch andere Themen in den Vordergrund. Unterschiedliche Ansichten, Abläufe und Vorstellungen der fünf beteiligten Genossenschaften müssen stetig harmonisiert werden, was einen gewissen Druck mit sich bringt. Das Projekt bleibt somit weiterhin spannend und erfüllend.

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle in diesem Bauprojekt. Wo zeigt sich das konkret?
Bürgi:
Ein Beispiel für ökologische Nachhaltigkeit ist die Nutzung von Seewasser für das Heizen. Zentral ist auch das verdichtete Bauen, um effizient mit Ressourcen umzugehen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die soziale Nachhaltigkeit im Sinne der Bewohnerschaft. Hier liegt der Fokus auf der erwähnten Partizipation und Mitgestaltung.

Mit Blick auf das ewl Areal: Wie gestaltet sich der Austausch mit den Verantwortlichen des Projekts Rotpol – und wie könnten sich die beiden Bauprojekte idealerweise gegenseitig ergänzen?
Bürgi:
Wir pflegen seit drei Jahren einen regelmässigen Austausch, um die aktuellen Projektstände zu besprechen und Informationen auszutauschen. Bisher empfinden wir den Austausch als äusserst bereichernd. Ein konkretes Beispiel für eine mögliche Ergänzung wäre die Einrichtung einer gemeinsamen Station für Sharing-Angebote im Bereich Mobilität. Zudem könnten wir eine Anlaufstelle für Fragen der Bewohnenden schaffen, um gemeinsame Problemlösungen zu finden. Auch das Thema Entsorgung könnte gemeinsam betrachtet werden. Es sind viele kleine Themen, die zusammengeführt werden könnten, um letztlich zu einem sehr guten Quartier beizutragen.

Letzte Frage: Welche Erwartungen oder Hoffnungen haben Sie hinsichtlich der zukünftigen Bewohner der benachbarten Überbauung?
Bürgi:
Es wäre schön, wenn es gemeinsame Themen gäbe, die wir zusammen gestalten und Ideen austauschen könnten. Durch die Durchmischung verschiedener Bewohnerinnen und Bewohner werden sich solche Möglichkeiten vermutlich ohnehin ergeben. Wir freuen uns ganz einfach auf eine bunte Mischung von Menschen in unserem Quartier!

Text: Ismail Osman
Bilder: Eveline Beerkircher