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Keine Zeit zu verlieren: Luzerns Feuerwehr braucht dringend ein neues Zuhause

Die geplante Feuerwache gehört zu den grössten und wichtigsten Puzzleteilen der ewl-Areal-Überbauung. Feuerwehrkommandant Theo Honermann erklärt, wie wichtig das Projekt für die Zukunft der Luzerner Feuerwehr ist.

Auf dem ewl Areal soll vieles entstehen, die neue Feuerwache rangiert auf der Prioritätenliste aber ganz weit oben. Die Berufs- und Milizfeuerwehr der Stadt Luzern ist seit rund 50 Jahren auf dem Kleinmattareal angesiedelt. Das dortige Gebäude war jedoch nie als Feuerwache geplant und gebaut worden; es platzt mittlerweile aus allen Nähten und hat seine geplante Lebensdauer längst überschritten.

Feuerwehrkommandant Theo Honermann findet deutliche Worte für den Zustand der Feuerwache: «Uns zerfällt die Infrastruktur wortwörtlich in den Händen. An jeder Ecke müssen wir ständig kleinere und grössere Reparaturen vornehmen, um dem Zerfallsprozess entgegenzuwirken.» Von diesen Bemühungen zeugen die frisch ausgebesserten Risse in Boden, Wänden und Decke, die insbesondere in der Fahrzeughalle augenscheinlich sind.

Eine enge Kiste

Unübersehbar sind auch die knappen Platzverhältnisse. Da sind die doppelstöckigen Schlafräume der Berufsfeuerwehr, die an einen Massenschlag im Schulferienlager erinnern. Von dort aus führen labyrinthartige Wege zu den auffällig engen Garderoben der rund 290 Feuerwehrleute. Letztlich gelangt man in die Fahrzeughalle, wo unterschiedlichste Fahrzeuge, Anhänger und Rollmodule nach jedem Einsatz und jeder Übung mühsam rangiert werden müssen, um Platz zu finden.

«Die engen Platzverhältnisse wirken sich natürlich auf die Effizienz unserer Abläufe aus», erklärt Honermann. «In einem Beruf, in dem es auf jede Minute ankommen kann, ist Effizienz ein wichtiger Erfolgsfaktor.» Mit teilweise beeindruckender Kreativität wird jeder Winkel und jede Fläche im Gebäudekomplex genutzt, um dennoch sicherzustellen, dass die Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen ihren Auftrag erfüllen können. Einen Übungsplatz oder Aussenräume für die Feuerwehrleute sucht man auf dem Kleinmattareal derweil vergebens.

Tramdepot, Busdepot, Feuerwehrdepot

Theo Honermann verweist diesbezüglich auf die Geschichte des Gebäudes. Ursprünglich wurde dieses als Tramdepot errichtet. Nachdem die Strassenbahnen in Luzern Anfang der 1960er-Jahre ausgedient hatten, wurde das Gebäude zum Busdepot der Verkehrsbetriebe Luzern umgestaltet. Rund zehn Jahre später fällte die Stadt den Entscheid, den Standort als «zentrales Depot» für die Feuerwehr und den Zivilschutz umzunutzen. Dieses Depot wurde 1974 eröffnet.

«Das Gebäude erfüllte seinen Zweck für die vorherige Generation. Wir brauchen jedoch eine Infrastruktur für die Gegenwart und die Zukunft mit bedarfsgerechten Arbeitsplätzen», sagt Honermann. «Spätestens seit 2016, als die Berufsfeuerwehr eingeführt wurde, veränderten sich die Ansprüche an die Infrastruktur zusehends.» Im Gegensatz zu einem Feuerwehrdepot, das der Beherbergung von Fahrzeugen, Einsatzmaterial und persönlichen Ausrüstungen der Feuerwehrleute dient, herrscht in einer Feuerwache ein 24-Stunden-Betrieb. Zu jeder Tages- und Nachtzeit ist ein Teil der 35 Berufsfeuerwehrleute vor Ort. Hinzu kommen über 250 Milizfeuerwehrleute, die zu unterschiedlichen Zeiten die Wache nutzen. «Das Gebäude dient also rund 300 Personen. Abnutzungserscheinungen sind da normal.»

Risiko: Erdbebensicherheit

Natürliche Abnutzungserscheinungen rauben dem Feuerwehrkommandanten jedoch nicht den Schlaf. Ein anderes Thema schon: Die fehlende Erdbebensicherheit. «Das Gebäude sackt in den relativ weichen Boden ein. Teile der Fassade haben sich bereits sichtbar gewölbt. Wir beobachten die Fassaden deshalb mit mehreren Messpunkten», erklärt Honermann. Die Statik des Gebäudes ist für ein schweres Erdbeben jedoch klar unzureichend. Die Tatsache, dass im Ernstfall die Feuerwehr selbst in eine Notlage geraten könnte, statt der Bevölkerung helfen zu können, beschäftigt Honermann seit Jahren. «Es ist ein Risiko, das wir schnellstmöglich beheben müssen.»

Diesbezüglich sieht Honermann die Politik in der Verantwortung. «Es liegt in der Verantwortung der Politik, die nötigen Rahmenbedingungen für eine gut funktionierende Feuerwehr zu schaffen», sagt Honermann. Eine bedarfsgerechte Feuerwache gehört in Luzern unbestritten dazu.

Projekt überzeugt zu «118 Prozent»

Und natürlich hofft die Feuerwehr der Stadt Luzern auch auf den Rückhalt in der Bevölkerung, die wohl bald an der Urne über das Projekt befinden kann. «Wir sind seit 14 Jahren an der Planung einer neuen Feuerwache – inklusive Absprachen mit Architekten, Fachplanern und Totalunternehmer sowie im Austausch mit anderen Feuerwehren im In- und Ausland.» Die Feuerwehr ist vom Projekt «118 Prozent überzeugt», sagt Kommandant Honermann mit einer Prise Feuerwehr-Humor. Und fügt an: «Wir haben das Projekt wiederholt auf Herz und Nieren geprüft und sind überzeugt, dass dieser Neubau nicht nur der Feuerwehr über Jahrzehnte bestens dient, sondern der ganzen Bevölkerung zugutekommt.»

Text: Ismail Osman
Bilder: Eveline Beerkircher