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Gemeinschaft, Vielfalt und Ökologie: Warum die abl in das ewl Areal investiert

Die allgemeine baugenossenschaft luzern realisiert auf dem ewl Areal über 90 gemeinnützige Wohnungen. abl-Geschäftsführer Armando Wigger erklärt, wie das Vorhaben zur Erweiterung des Wohnungsportfolios der Stadt beiträgt und die Durchmischung verschiedener Bevölkerungsgruppen fördert.

Die Industriestrasse ist für die allgemeine baugenossenschaft Luzern (abl) im besten Sinne ein heisses Pflaster. Auf beiden Strassenseiten ist die abl an prägenden Überbauungsprojekten beteiligt. Als Mitaktionärin der ewl Areal AG wird sie hier künftig 92 gemeinnützige Wohnungen anbieten. Weitere 51 Wohnungen realisiert sie gegenüber, auf dem Areal der Kooperation Industriestrasse. Gerade in dieser Kombination sieht abl-Geschäftsführer Armando Wigger enormes Potenzial, wie er im Gespräch verrät.

Armando Wigger, wie würden Sie das Projekt Rotpol auf dem ewl Areal beschreiben?
Armando Wigger:
Dieses Projekt erfüllt eine Vielzahl von Bedürfnissen und bietet Platz für verschiedene Nutzungsarten, darunter Wohnen, Arbeiten, Gewerbe und Gastronomie. Es wird auch stark auf Nachhaltigkeit und Ökologie gesetzt. Das Areal befindet sich mittlerweile in der Kernstadt und nicht mehr am Stadtrand. Als solches wird es integraler Bestandteil des städtischen Lebens. Erfreulich ist zudem, dass der industrielle Charakter dieses Gebiets ein Stück weit erhalten bleibt, insbesondere mit der Anwesenheit von ewl und der Feuerwehr sowie potenziellem Gewerbe.

Wie passt das ewl Areal in die übergeordnete Vision der abl?
Armando Wigger:
Das Projekt trägt dazu bei, unser Portfolio an gemeinnützigen Wohnungen in Luzern zu erweitern, was zu unserem Auftrag gehört. Zudem fördert es eine Durchmischung verschiedener Bevölkerungsgruppen, dies insbesondere im Zusammenspiel mit der Überbauung auf dem Industrieareal. Die beiden Projekte sprechen eine jeweils andere Klientel an. Dies und die Kombination aus Wohnen und Arbeiten in diesem neuen Quartier empfinde ich als besonders spannend.

Welches Potenzial sehen Sie in der Kombination von ewl Areal und der Industrieareal – Überbauung?
Armando Wigger:
In jedem neuentstehenden Quartier liegt das Potential vor allem in der Vielfalt der Bewohnenden sowie der weiteren Nutzerschaft. Durch die Mischung von Wohnen und Arbeiten entstehen neue Ideen und Dynamiken, woraus viel Spannendes entstehen kann. Gebäude und Räume sind statisch, der Mensch aber ist beweglich. Insofern prägen letztlich vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner das Quartier, indem sie es mit Leben füllen.

Apropos Wohnen: In jüngerer Vergangenheit wurde Kritik an der Tatsache geäussert, dass rund 50 Prozent der abl-Wohnungen auf dem ewl Areal 1,5- und 2,5-Zimmer- Wohnungen sein werden.
Armando Wigger:
Es trifft zu, dass wir auf dem ewl Areal in verhältnismässig höherer Anzahl als bei anderen abl-Siedlungen Kleinwohnungen realisieren. Dazu muss man aber wissen, dass die abl ein Monitoring betreibt, um abschätzen zu können, welchen Wohnungsmix wir brauchen, wenn wir die Bevölkerung der Stadt Luzern bedienen wollen.

Was hat diese Analyse ergeben?
Armando Wigger:
Das Monitoring hat uns aufgezeigt, dass wir im Bereich der Kleinwohnungen ein Manko aufweisen und ein höherer Bedarf an solchen Wohnungen existiert. Wir möchten eine vielfältige und gemeinnützige Wohnraumstruktur schaffen, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen gerecht wird, darunter Familien, aber auch älteren Menschen, Singles und jungen Erwachsenen. Diesen Ansprüchen wird man auf dem ewl Areal gerecht.

Was bedeutet für Sie der Begriff «gemeinnützig» in Bezug auf die abl-Wohnungen auf dem ewl Areal?
Armando Wigger:
Gemeinnützig bedeutet nicht automatisch von Beginn weg auch preisgünstig. Gemeinnützig bedeutet für uns in erster Linie, nicht gewinnorientiert zu sein und auf Kostenmiete zu basieren.

Können Sie das ausführen?
Armando Wigger:
Bei der Vermietung nach Marktmiete spielt das Angebot und die Nachfrage eine grosse Rolle. Die Wertsteigerungen im Bestand können ebenfalls in der Mietpreisfestsetzung eine Rolle spielen. Im Kontrast dazu bleiben wir mit den Mieten gleich. Die Preise ergeben sich lediglich aus unseren Kosten. Wir möchten nachhaltig preisgünstigen Wohnraum schaffen, der für die Bewohner langfristig erschwinglich bleibt.

Die Stadt und ewl haben vor, ihr Aktienkapital an der ewl Areal AG um je 25 Millionen zu erhöhen, die abl «nur» um 15 Millionen. Steht die abl trotz der geringeren Erhöhung weiterhin voll hinter dem Projekt?
Armando Wigger:
Natürlich. Die abl ist und bleibt ein vollwertiger Partner in diesem Projekt. Unsere Beteiligung wurde lediglich unserem Nutzungsanteil entsprechend angepasst. Wir bringen unser Fachwissen und Engagement weiterhin ein und arbeiten partnerschaftlich mit den anderen Beteiligten zusammen.

Wie wird das Projekt auf dem ewl Areal zur Förderung von Gemeinschaft und Nachhaltigkeit beitragen?
Armando Wigger:
Das Projekt erfüllt strenge ökologische Auflagen und setzt auf nachhaltige Lösungen wie die Nutzung von Regenwasser und die Begrünung des Areals. Zudem soll eine Sharing- Kultur in Bezug auf Mobilität etabliert werden. Die geplante Durchmischung von Wohnungen ermöglicht ein nachhaltiges Zusammenleben und bietet Raum für verschiedene Lebensphasen.

Was bedeutet das?
Armando Wigger:
Durch den Mix aus verschiedenen Wohnungen soll es auch möglich werden, innerhalb des eigenen Hauses zu zügeln. Je nach Lebenssituation könnte man also zum Beispiel in eine kleinere oder grössere Wohnung ziehen – oder in eine der vorgesehenen Alterswohnungen wechseln.

Text: Ismail Osman
Bild: Stefano Schröter