Suche

Aktuell

«Für mich war sofort klar: da will ich dabei sein!»

Bei Anja Kloth laufen alle Fäden des Projekts Rotpol zusammen. Die Geschäftsführerin der ewl Areal AG verrät, wie sie die Komplexitäten des Grossprojekts meistert, weshalb das Vorhaben mehrfach Anpassungen erfahren musste und warum das ewl Areal eine einmalige Chance für Luzern ist.

Anja Kloth, wie wurdest du eigentlich auf das Projekt Rotpol auf dem ewl Areal aufmerksam?
Anja Kloth
: Ich bin seit 2015 in das Projekt involviert, ursprünglich als Bauherrenvertreterin der Stadt Luzern. Meine Aufgabe war es damals, die Raumbedürfnisse und Anforderungen der städtischen Nutzungen für das Areal gemeinsam mit den Nutzergruppen zu definieren. Diese Informationen dienten als Grundlage für die Wettbewerbsausschreibung. Anschliessend durfte ich als Jurymitglied den Wettbewerbsprozess begleiten. 2021 wurde ich vom Verwaltungsrat der ewl Areal AG angefragt, ob ich die Geschäftsführung übernehmen möchte. Für mich war sofort klar, dass ein Areal an dieser Lage mit diesem künftigen Nutzungsmix einmalig ist. Da wollte ich unbedingt dabei sein!

Wie würdest du deine Aufgabe(n) als Geschäftsführerin der ewl Areal AG beschreiben?
Kloth:
Die Arbeit ist unglaublich vielfältig, verantwortungsvoll und sinnstiftend. Sie umfasst Vertragsverhandlungen, die Sicherstellung der Finanzierung, vielfältige Kommunikation nach innen und aussen, die Teilnahme an Projektsitzungen, den Aufbau der Organisationsstruktur und vieles mehr. Ich habe das Privileg, mit vielen hochmotivierten und professionellen Menschen zusammenzuarbeiten, um das Projekt voranzutreiben.

Was macht das Projekt aus deiner Sicht einzigartig?
Kloth:
Die Vielfalt der künftigen Nutzungen und städtebauliche Verdichtung auf diesem Areal ist wohl einzigartig. Durch die Schaffung von rund 150 Wohnungen können wir dem aktuellen Wohnungsmangel entgegenwirken. Zudem bietet das ewl Areal auch der Feuerwehr ein neues und zukunftsfähiges Zuhause. Dadurch wird die Versorgungssicherheit der Stadt langfristig gewährleistet. Der Umzug der Feuerwehr und der Zivilschutzorganisation ZSOpilatus auf unser Areal schafft zudem die Voraussetzungen für die städtebauliche Entwicklung des Gebiets Kleinmatt-Biregg. Dadurch entsteht die Möglichkeit, auch dort gemeinnützigen Wohnungsbau sowie Kultur- und Gewerberäume zu realisieren.

Feuerwehr, Stadt Luzern, ewl, abl und mehr: Um das Projekt Rotpol zu planen, musst du mit verschiedensten Interessengruppen zusammenarbeiten. Wie funktioniert das?
Kloth:
Die Interessengruppen wurden von Anfang an in den Prozess einbezogen. Bereits im Jahr 2015, als die Bestellungen für den Wettbewerb festgelegt wurden, sassen die Parteien gemeinsam am Tisch. Seither arbeiten wir als Team in sämtlichen Planungsphasen eng zusammen.

Das Projekt Rotpol ist komplex. Woran liegt das?
Kloth:
Während die ewl Areal AG als Bauherrin und zukünftige Betreiberin des Areals fungiert, sind ewl, die Stadt Luzern und die abl nicht nur Aktionäre, sondern auch Mieter von über 80 Prozent der Mietfläche. In dieser Rolle führen sie ihre eigenen Mieterausbauten durch – die abl gestaltet ihre Wohnungen, die Stadt beispielsweise den Ausbau der Feuerwehr und ewl ihre Büroflächen. Diese Dynamik hat zur Folge, dass alle drei Partner verschiedene Rollen und Verantwortlichkeiten haben. Das macht die Sache durchaus etwas komplex…

…und führt zu einer diversen und vielfältigen Nutzung.
Kloth:
Genau. Die unterschiedlichen Nutzungen führen zu einer städtischen Verdichtung, vielen Synergien und einem rund um die Uhr belebten Areal. Das führt aber auch zu einer Vielzahl von Herausforderungen.

Kannst du ein Beispiel dafür nennen?
Kloth:
Nehmen wir die Feuerwehr und die geplante Kita: Die Nähe der Feuerwehr zur Kita bietet unseren Kleinsten ein einzigartiges Erlebnis, da sie durch Fenster in die Feuerwehrhalle schauen und die Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit beobachten können. Gleichzeitig muss jedoch sichergestellt werden, dass beim Ausfahren von Einsatzfahrzeugen oder Feuerwehrübungen im Aussenraum keine Kinder im Weg stehen und gefährdet werden.

Wie gehst du im täglichen Geschäft mit dieser Komplexität um? 
Kloth:
Durch meine langjährige Projektbeteiligung kenne ich alle Projektinvolvierten, die vielfältigen Schnittstellen und Herausforderungen. Eine klare, regelmässige und offene Kommunikation mit allen Beteiligten sowie klar definierte Prozesse und Strukturen sind für mich zentral. Als Architektin nutze ich zudem gerne bildliche Darstellungen wie z.B. Organigramme, um komplexe Themen zu visualisieren und sicherzustellen, dass alle Beteiligten dasselbe Verständnis haben.

Über die Jahre musste das Projekt Rotpol wiederholt angepasst werden. Warum?
Kloth:
Ein Projekt von dieser Grösse und Dauer durchläuft immer einen Prozess. Bedürfnisse und Rahmenbedingungen können sich ändern. Zudem streben wir kontinuierlich nach Optimierung, sowohl finanziell als auch in Bezug auf Betriebsabläufe. Dieser Prozess endet auch nicht mit der Fertigstellung des Baus. Das Areal wird sich während seiner Betriebszeit stetig weiterentwickeln – genau so, wie sich auch die Gesellschaft und ihre Bedürfnisse verändern.

Blicken wir zuletzt noch in die Zukunft: Wie sehen die nächsten Schritte und Meilensteine für das Projekt Rotpol auf dem ewl Areal aus?
Kloth:
Die nächsten Meilensteine umfassen die Volksabstimmung am 9. Juni sowie die Urabstimmung der abl Ende Mai. Falls wir grünes Licht erhalten – woran ich fest glaube! – werden die Planungen für das Bauprojekt fortgesetzt. Ziel ist es, bis Ende 2025 das Baugesuch einzureichen und in der zweiten Hälfte von 2026 mit der Umsetzung der ersten Bauphase zu beginnen.

Text: Ismail Osman
Bilder: Eveline Beerkircher