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Von der Kita bis zur See-Energie: Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft

Die Entwicklung des ewl Areals markiert mit dem Projekt Rotpol nicht nur einen architektonischen Wandel im Quartier, sondern auch eine Weiterentwicklung der städtischen Infrastruktur. Patrik Rust, CEO von ewl energie wasser luzern, spricht über die Bedeutung des Projekts für sein Unternehmen und die Zukunft Luzerns.

Patrik Rust, welche Aspekte des Rotpol-Projekts beeindrucken Sie besonders?
Patrik Rust:
Es ist das Gesamtbild, das mich fasziniert. Heute ist das ewl Areal fast rundum eingezäunt. Wir werden es auf alle drei Seiten öffnen und das Areal durchlässig gestalten. Das ewl Areal wird zudem mit dem Projekt der Kooperation Industriestrasse Luzern (KIL) auf der anderen Strassenseite verschmelzen und gemeinsam ein neues, urbanes Quartier für Wohnen, Arbeit und Freizeit bilden.

Für ewl werden sich die Raumverhältnisse verändern. Wie wichtig ist das für die Zukunft des Unternehmens?
Rust:
Der strategische Schwerpunkt von ewl liegt im Ausbau der Wärmeversorgung – weg von fossilen, hin zu erneuerbaren Energien. Das ist ein ambitioniertes und sehr wertschöpfungsintensives Vorhaben. Für uns heisst das unter anderem, dass wir in den nächsten Jahren wesentlich mehr Mitarbeitende und Ressourcen benötigen. Zudem brauchen wir eine zeitgemässe Infrastruktur, um eine zuverlässige Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Energie sicherzustellen. Der neue Hauptsitz von ewl soll diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden.

Inwiefern entspricht der aktuelle Hauptsitz diesen Anforderungen nicht mehr?
Rust:
Das bestehende Gebäude ist in die Jahre gekommen. Es ist weder erdbebensicher noch ausreichend isoliert. Gewisse Verbesserungen wären durch aufwendige Sanierungsmassnahmen zwar möglich, jedoch würden diese gemäss Standard-Kennwerten nicht nachhaltiger ausfallen als ein Neubau. Darüber hinaus gibt es mit Blick auf die Zukunft wichtige Ansprüche, die für einen Neubau sprechen.

Können Sie dies erläutern?
Rust:
Die geforderte bauliche Verdichtung auf diesem Areal kann mit dem heutigen Gebäudekomplex nicht umgesetzt werden. Die Ansprüche für gemeinnütziges Wohnen, die Öffnung und die Zugänglichkeit des Areals, die städtischen Nutzungen, die neue Feuerwache: All dies sind wesentliche Aspekte des aktuellen Neubauprojekts, die sich mit den bestehenden Gebäuden nicht vereinen lassen.

Auf welche Weise berücksichtigt ein Neubau die sich verändernden Arbeitsweisen bei ewl?
Rust:
Für unsere Mitarbeitenden schaffen die neuen Räume ideale Bedingungen und ein zeitgemässes Arbeitsumfeld. Unsere Arbeitsformen werden flexibler und verändern sich innerhalb unseres Unternehmens. Auch Prozesse, logistische Abläufe und der Materialfluss können mit einem neuen Gebäude ideal aufeinander abgestimmt werden. Darüber hinaus trägt ein neuer Firmensitz dazu bei, dass ewl auch künftig eine attraktive Arbeitgeberin bleibt, was im Zusammenhang mit dem aktuellen Fachkräftemangel besonders wichtig ist.

Ist es für ewl eine besondere Herausforderung, genügend gute Leute zu finden?
Rust
: Aufgrund unserer sinnstiftenden Aufgaben finden wir gute Leute, aber wir brauchen in Zukunft noch mehr davon. Um die klimapolitischen Ziele der Stadt Luzern zu erreichen, ist es entscheidend, zusätzliche Fachkräfte nach Luzern zu bringen und langfristig zu binden.

Wie könnte das gelingen?
Rust:
Viele betrachten ewl lediglich als Strom- und Wasserversorgerin, doch wir erbringen eine Vielzahl weiterer Dienstleistungen. Hier kommt viel Know-how zusammen, was für neue Fachkräfte interessant ist: Wir sind sowohl ein Energie-, wie auch ein Telekommunikationsunternehmen. Und als Wasserversorgerin sind wir zugleich ein Lebensmittelbetrieb. Wir bieten Dienstleistungen im Bereich Fernwärme und See-Energie an. Im Laufe der Jahre haben sich also verschiedene Anforderungen entsprechend stark entwickelt – nicht zuletzt an unsere Infrastruktur.

Welche Vorteile bringt die zentrale Lage mitten in der Stadt?
Rust:
Der Standort in der Stadt Luzern garantiert uns eine kurze Interventionszeit, wenn zum Beispiel Störungen im Strom- oder Wasserleitungsnetz auftreten. Kurze Wege sind für uns zentral, wie auch für die Feuerwehr. Der Standort hat in diesem Sinne einen wesentlichen Einfluss auf die Versorgungssicherheit der Stadt. Aber auch im Sinne der weiteren Stadtentwicklung ergibt die Entwicklung des ewl Areals Sinn.

ewl energie wasser luzern ist das führende Energiedienstleistungsunternehmen im Raum Luzern. Die Angebote umfassen Strom, Erdgas, Wärme, Wasser, Telekommunikation, Energiedienstleistungen und Elektroinstallationen. Das städtische Unternehmen beschäftigt heute rund 380 Mitarbeitende.

Sie sprechen damit die Gebietsentwicklung Kleinmatt-/Bireggstrasse an.
Rust:
Ja. Wenn die Feuerwehr ihren Hauptstützpunkt auf das neue ewl Areal verlegen kann, schafft das Raum für die Entwicklung im Gebiet Kleinmatt/Biregg. Dies eröffnet der Stadt Luzern neue, planerische Möglichkeiten und macht das Rotpol-Projekt zu einem Meilenstein für weitere Entwicklungen.

Welche Bedeutung hat das Rote Haus für die Identität und die Geschichte von ewl?
Rust:
Das Gebäude stammt aus der Gründerzeit von ewl. Es ist ein Wahrzeichen für die industriellen Wurzeln und ist ein Stück unserer Identität. Das Rote Haus gehörte zu einer damals «innovativen» Gasaufbereitungsanlage. Auch in Zukunft soll das Gebäude bauzeitlich erhalten bleiben und einen Nutzen haben. Mit dem Projekt Rotpol soll das Rote Haus zum sozialen und kulturellen Treffpunkt der Überbauung werden.

Welche Rolle soll ewl im neuen Quartier dereinst einnehmen?
Rust:
Wir sind einerseits Grundeigentümerin, andererseits Initiantin des Rotpol-Projekts und werden auch weiterhin eine aktive Rolle spielen. ewl wird die Nutzung von See-Energie zur Beheizung und Kühlung der neuen Gebiete im Quartier ermöglichen. Zudem wollen wir die Infrastruktur gemeinsam nutzen, wie beispielsweise eine Cafeteria oder verschiedene Säle. Aktuell koordinieren wir die Realisierung einer Kita auf dem Areal. Unser Ziel ist es, die Bedürfnisse des Quartiers gemeinschaftlich zu erfüllen und zu einem lebendigen Austausch beizutragen.

Text: Ismail Osman
Bilder: Eveline Beerkircher