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Ob Regenwasser oder Sonnenstrahlen: So geht Nachhaltigkeit auf dem ewl Areal

Die ökologische Nachhaltigkeit bildet das Rückgrat des ewl-Areal-Projekts, was sich in umfassenden Massnahmen vom Boden bis zum Dach widerspiegelt. Wie diese Bemühungen in der Praxis Gestalt annehmen, erfahren Sie hier.

Der Anspruch an das ewl Areal war von Anfang an klar: Das Quartier soll zukunftsfähig und nachhaltig entwickelt werden – und dies stets unter Berücksichtigung sozialer, wirtschaftlicher und auch ökologischer Aspekte. Die Stadt Luzern legt diesbezüglich besonderen Wert darauf, dass die Flächen des ewl Areals «ökologisch und stadtklimatisch» aufgewertet werden.

Doch was heisst das konkret? Und wie kann die Entwicklung des ewl Areals zur Verbesserung des Klimas in der Stadt Luzern beitragen? Ein wesentliches Instrument hierbei ist die Zertifizierung des Projekts Rotpol nach mehreren Umweltstandards.

Langfristig denken: Das «2000-Watt-Areal»

Eine zentrale Vorgabe der Stadt Luzern war die Erlangung der «2000-Watt-Areal»- Zertifizierung. Dieses Prädikat des Bundesamts für Energie zeichnet Siedlungsgebiete aus, die einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen demonstrieren können. Dies umfasst die Errichtung, den Betrieb und die Renovierung von Gebäuden sowie die durch den Betrieb verursachte Mobilität.

Konkret bedeutet dies, dass Personen, die auf dem Areal leben, arbeiten oder sich aus anderen Gründen dort aufhalten, zu keiner Zeit mehr als 2000 Watt Energie verbrauchen sollten. Um dieses Ziel zu erreichen, sind unterstützende Massnahmen erforderlich. Beispiele dafür sind eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr, die Nutzung von Abwärme und Seeenergie für Heizzwecke, PV-Anlagen für für den Eigenverbrauch an Strom und Gemeinschaftsräume auf dem Areal. Auch Kitas, Gewerberäume und gastronomische Angebote können Teil dieses Konzepts sein, indem sie zu einer «Stadt der kurzen Wege» – und somit zu weniger Verkehr – beitragen.

Schlussendlich gewährleistet ein «2000-Watt-Areal», dass die Energieverbräuche und Treibhausgasemissionen mit dem grossen Klimaziel des Bundes kompatibel sind: einer klimaneutralen Schweiz bis 2050. Das Projekt Rotpol erfüllt diese Vorgaben. Allerdings hat der Bund seine Zertifizierungen auf das Jahr 2024 hin angepasst. Anstelle des «2000- Watt-Areals» werden nun zwei neue Labels angeboten: das Minergie-Areal und das SNBS-Areal (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz). Da es sich bei diesen beiden neuen Labels um neue Produkte handelt, sind einige der konkret erforderlichen Massnahmen noch nicht vollständig geklärt. Das ewl Areal wird aber die Zertifizierung nach einem der beiden neuen Labels anstreben.

Mehr Natur im Siedlungsraum: «Natur & Wirtschaft»

Ein weiteres angestrebtes Zertifikat ist das der Stiftung Natur & Wirtschaft, die die Förderung der Natur im Siedlungsraum unterstützt. Sie zeichnet vorbildliche Areale und Umgebungsplanungen in verschiedenen Kategorien aus, darunter Schulen, Wohnhäuser und Privatgärten. Damit sollen eine hohe ökologische Qualität, Biodiversität und Aufenthaltsqualität der zertifizierten Areale belegt werden.

Die wesentliche Voraussetzung für eine Zertifizierung ist, dass mindestens 30 Prozent der Umgebungsfläche naturnah gestaltet sind. Eine Vorzertifizierung für das ewl Areal liegt bereits vor. Die Frage bleibt jedoch, welche konkreten Auswirkungen solche Zertifikate in der Praxis haben. Im Folgenden einige Beispiele für Massnahmen, die auf dem ewl Areal umgesetzt werden.

Regenwasser: Teil einer Schwammstadt

Auf dem ewl Areal soll Regenwasser nicht verschwendet werden. Im Gegenteil. Es soll genutzt werden, um auf Hitze- und Trockenperioden reagieren zu können. Dies trägt dazu bei, Luzern in eine sogenannte Schwammstadt umzuwandeln. Ein Vergleich mit einem Küchenschwamm ist dabei durchaus treffend: Ähnlich wie ein Schwamm überschüssiges Wasser aufsaugt und dann über dem Waschbecken ausgedrückt wird, funktioniert auch eine Schwammstadt: Sie nimmt Regenwasser auf, speichert es – und gibt es während Hitze- und Trockenperioden zurück an die Pflanzen und den Wasserkreislauf. Zudem kann eine Schwammstadt bei den häufiger auftretenden Starkregenfällen dazu beitragen, die Risiken von Hochwasser zu verringern und erhebliche Schäden zu verhindern.

Zu diesem Zweck werden auf dem ewl Areal sieben Dachwasser-Retentionssäulen installiert. Diese dienen der Zwischenspeicherung von Regenwasser, das anschliessend im gesamten Areal genutzt werden kann. Selbstverständlich werden auch die sonnigen Tage auf dem ewl Areal energetisch genutzt: Photovoltaik-Anlagen werden auf allen geeigneten Dächern sowie teilweise an den Fassaden installiert.

Der Garten am Bach: Die Rückkehr des Allmendlibachs

Derzeit verläuft der Allmendlibach unterirdisch entlang der Industriestrasse und über das ewl Areal. Im Rahmen der Entwicklung des ewl Areals wird das Gewässer auf einer Strecke von 180 Metern freigelegt. Der freigelegte Abschnitt des Bachs wird damit bewusst in die Gestaltung des Freiraums integriert. Durch das Anpflanzen von Hochstammbäumen entlang der Industriestrasse und den Bau von Bachbrücken entstehen sogenannte «Bachgärten», die durch verschiedene naturnahe Bepflanzungen das ewl Areal beleben. Zudem werden ökologische Massnahmen im Bereich der Uferböschungen umgesetzt, um wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna zu schaffen.

Es grünt so grün: von Gemüsegärten und anderen Oasen

Insgesamt werden auf dem ewl Areal 58 neue Bäume gepflanzt. Zusätzlich sind mehrere Grünflächen geplant. Ein Beispiel dafür ist der Bereich rund um den Quartierplatz beim Roten Haus, die mit Bäumen bepflanzt werden und Besucher zum Verweilen einladen.

Der Innenhof des Wohn- und Bürogebäudes wird eine einladende Garteninsel beherbergen. Ein weiterer besonderer Ort wird der Ruhehof sein. Dabei handelt es sich um eine grüne Oase, die auf dem Dach des Gebäudes realisiert wird, in dem die Blaulichtdienste untergebracht sind. Nebst dem Ruhehof ist auch ein gemeinschaftlicher Pflanzgarten auf dem Dach des Wohngebäudes geplant, der sowohl für die abl- Wohnungen als auch für die Bewohnerinnen und Bewohner der Altenwohnungen zugänglich sein wird. Dieser Pflanzgarten ermöglicht es den Menschen, ihren Wunsch nach eigenem Gärtnern und dem Anbau von Gemüse zu verwirklichen.

Auf diese Weise erfüllen die Dachflächen des ewl-Areals die zuvor erwähnten stadtklimatischen und ökologischen Ausgleichsfunktionen und beeinflussen diese positiv. Diese ganzheitliche und langfristige Herangehensweise trägt dazu bei, dass das ewl Areal nicht nur ein Ort zum Leben und Arbeiten wird, sondern auch ein lebendiger Teil der Stadt, der Mensch und Natur gleichermassen gerecht wird.

Text: Ismail Osman
Visualisierungen: Philippo Bolognese